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ANTI-X - Therapie & Genesung

ANTI-X - Therapie & Genesung LP
ANTI-X - Therapie & Genesung LP

ANTI-X

Therapie & Genesung LP
Lion Crew Records
Die bandhistorische Vorgeschichte keimt in der von 1982 bis 1985 aktiven Magdeburger Punkband 'Vitamin A'. Deren Gitarrist und Sänger Shanghai wurde wegen diverser Delikte wie "Versuchte Zusammenrottung" und "Öffentliche Herabwürdigung staatlicher Organe" von Anfang Februar bis Mitte Juni 1987 und davor seit 20. Juni 1986 in Stasi-Untersuchungshaft in Magdeburg inhaftiert, spielte nach der vorzeitigen Freilassung erst bei 'Müllstation' und gründete dann Ende 1987 mit dem damaligen Müllstation-Bassist Maik in Dessau 'Anti X'.

 Neben Shanghai und Mike waren noch Sängerin Peggy und Schlagzeuger Maxe dabei. Neben der geringen Anzahl an Veröffentlichungen (2 Demos & Samplerbeiträge auf "Sicher gibt es bessere Zeiten" und "Grüße von der Ostfront"), veröffentlichten ANTI-X im Dezember 1999 eine 7" mit 5 Songs und 2001 eine weitere 7" mit 5 Songs auf 'Halb 7 Records'. Nun folgt also eine Werkschau mit 15 Songs, aufgenommen 1999 und 2000, eine gelungene Kostprobe geschrammelten Polit-Punks über Freiheit und Anarchie mit Anleihen an B. Brecht und E. Mühsam. Klaus-Steffen Drengers (Shanghai) persönliches Schicksal belegt, wie Stasileute einen Vorwand suchten, um Punks wegzusperren, aber auch dass Menschen in der Haft psychische Schäden davontrugen. Shanghai hält sich ungern in Räumen ohne Fenster auf. Freiheit spüren ist also auch synonym für den Willen, Machtlosigkeit zu erfahren, dass man sich ausgeliefert fühlt und keine Möglichkeit hat, etwas zu ändern. Eine passende und wütende Antwort hierauf ist: Denk mal nach!, die Shanghai und Peg im Troops-of-tomorrow-affiner Rhythmik skandieren. Der Widerspruch wird mit dem Gefühl der Unabhängigkeit, der Selbstbestimmung, sich frei von Zwängen und Einschränkungen zu fühlen durch den Kontrollapparat in der DDR ad absurdum geführt. Was bleibt sind rotzfreche Lieder mit Ratz- und Rübe-Habitus, anarchisch und rebellisch intoniert, was hier nicht nicht unbedingt bedeutet, gewalttätig oder zerstörerisch zu sein, sondern ehrlich, direkt und wie in "BSE" (rumpeliges 'Wild Thing'-Cover) auch mal wahnsinnig und witzig.