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OX #171

OX #171
OX #171

OX #171
164 DIN-A-4-Seiten; € 6,90.-
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
    Joachim ist fassungslos wegen dem Hamas-„Terrorgesocks“ und erinnert sich an die zweiwöchige Jugendreise nach Jerusalem im Sommer 1985. Triebi Instabil fühlte sich in der letzten Ausgabe in Joachims „Punk-Traditionen“ über Springerstiefel vom Wort ‚Stahlkappen‘ getriggert, währenddessen Alex Gräbeldinger Kalorien zählt und beim Spaziergang im Regen Kaugummiautomaten knackt.

Tom van Laak benötigt auch im Toskana-Urlaub mit Sandra Ouzo zur Beruhigung und Thomas von LOIKAEMIE meint, dass Politik in der Subkultur keine Rolle spielen sollte, weil es hier „vorrangig um Musik, Freundschaft und Kleidung“ geht. Olaf von STAGE BOTTLES findet, dass deren neues Album mit dem eigenen „zusammen auch ein ganz gutes sich ergänzendes Bild abgibt bezüglich der (Themen)Felder“ und erklärt Joachim textliche Hintergründe zu den neuen Songs. Joe von PEGBOY plaudert mit Joachim über musikalische Hintergründe, das altern und Joes Klempnerjob. Danach spricht Joachim noch mit Pete Stahl von SCREAM über die DC-Szene und über das andauernd hohe Niveau, auf dem die Band live spielen kann. Triebei Instabil arbeitet die AGEN 53-History im Gespräch mit Sänger Todde auf und Nathan Gray beginnt mit THE IRON ROSES laut Kollegin Becky das zu werden, „was auch immer er jetzt ist“. Das PRETTY VACANT-Fanzine war auf jeden Fall mit eines der ersten Punk-Fanzines und Triebi Instabil geht mit Eugen auf Zeitreise ins Archiv. Und auch Lurker Grand lässt die Bandgeschichte von DER BÖSE BUB EUGEN ausklingen, die 1990 mit dem Wechsel zum Projekt RAUMPATROUILLE RIMINI endet. HC Helge skizziert den norwegischen HC der 1980er Jahre, währenddessen Daniel Schubert sich im 16. teil mit Punk und Religion auseinandersetzt und mit Francis Stewart gesprochen hat, die mit „Punk Rock is my Religion“ versucht hat, die Idee von Religion zu dekonstruieren und annimmt, dass Punk das größte subversive Potenzial dann entfaltet, wenn „wir unsere Wut auf ihn selbst richten“.

Gesamteindruck:

Der interessante Anteil und Fokus liegt auf der Aufarbeitung der Punk-Historie bestimmter Bands und Szenen. Die Punk-Historie ist reich an subversiven Elementen und hat eine wichtige Rolle in der gegenkulturellen Bewegung gespielt. Die Interviews belegen, dass Punk eine politische Subversion, DIY-Presse und eine subkulturelle Gemeinschaft förderte. Der Esprit des Punks hat die Kunst, Musik und Kultur nachhaltig beeinflusst und setzt bis heute subversive Traditionen in verschiedenen Formen der Gegenkultur fort. Nur schade, dass sich viel der älteren Punks nicht wirklich mit jüngeren austauschen. Wie Heiko von AMEN 81 bezeichnenderweise feststellt, „lernt man sich nicht wirklich kennen“ und meint den Generationenkonflikt im Punk. Und auch DRITTE WAHL erkennen, dass sie mit 40 Jahren Bandgeschichte nicht mehr jugendlich sind. Da fehlt es Punk offensichtlich an einer Symbiose aus alten und neuen Ideen und Zusammenkünften für einen gemeinsamen, konstruktiven Austausch, um Punk zu evaluieren, nicht zu verwalten.