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Queer Punk in Malaysia

Shh...Diam!
Shh...Diam!

Die muslimische Queer-Punk-Band Shh...Diam! kämpft mit ihrer Musik seit einem Jahrzehnt gegen den religiösen Extremismus in Malaysia.
Der Name der Queer-Punk-Band aus Kuala Lumpur bedeutet übersetzt „Halt die Klappe!“ und spielt eine Mischung aus Punk, Metal und Jazz, begleitet von humorvollen Texten über die Erfahrung von LSBTTIQ (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, transsexuell, intersexuell, queer). „I Woke Up Gay“ und „Lonely Lesbian“ gehören zu ihren Favoriten!

Shh... Diam! wurde 2010 auf einer Pool-Party gegründet. Obwohl die vierköpfige Gruppe nicht vorhatte, eine LSBTTIQ-Band zu sein. In Malaysia sind gleichgeschlechtliche Beziehungen nach islamischem Recht illegal, und die Strafen reichen von Schlägen bis hin zu Gefängnisstrafen.
Faris ist Sänger von Shh..Diam!. Zusammen mit seinem bisexuellen Cousin Yon und dem queeren Bassisten Yoyo kämpfen sie mit ihrer Musik furchtlos für die Rechte von LSBTTIQ in einem Land, in dem die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit durch die konservative muslimische Gesellschaft stark eingeschränkt sind. Für Faris, einen Transmann, der auf eine geschlechtsangleichende Operation wartet, die in Malaysia verboten ist, stellt dies eine persönliche Herausforderung und ein großes Risiko dar.
Als die Band 2011 eingeladen wurde, in Kelantan zu spielen, einem malaysischen Bundesstaat, der von einer islamistischen Hardliner-Partei regiert wird, wurde die vierköpfige Gruppe ungewöhnlich behandelt. Die Organisator*innen entschieden sich dafür, die Veranstaltung in einem privaten Hotel abzuhalten, damit die religiösen Behörden keine Möglichkeit hatten, das Publikum zu durchsuchen und zu verhaften (in diesem Bundesstaat dürfen sich Männer und Frauen nicht in unmittelbarer Nähe aufhalten). Als sie dem Publikum vorgestellt wurden, nannte der Moderator sie absichtlich eine „reine Mädchenband“, um kein unnötiges Aufsehen zu erregen.



Faris stammt aus einer traditionellen muslimischen Familie, die seine Transidentität nicht anerkennt. Er sucht Trost bei seiner zweiten Familie - seiner Band und seiner britischen Freundin Jade. Doch schon bald wird Faris ein Mitglied seiner musikalischen Familie verlieren. Angesichts der strengen Verfolgung von LSBTTIQ Menschen beschließt Yoyo, Malaysia zu verlassen.
Trotz aller Widrigkeiten beschließt Faris, in Malaysia zu bleiben, um seinen Aktivismus durch seine Musik fortzusetzen.
Trotz der Hürden, die eine queere Band in Malaysia zu überwinden hat, könnte Shh... Diam! zum bestmöglichen Zeitpunkt auf den Plan getreten sein. Heute ist die LSBTTIQ-Gemeinschaft des Landes sichtbarer/offener geworden, was noch vor 10 Jahren unvorstellbar war.

In einem Land, in dem sowohl säkulare als auch religiöse Gesetze gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Strafe stellen, hat die queere Community in jüngster Zeit bedeutende Meilensteine erreicht, z. B. als der Minister der Regierung anerkannte, dass eine Transfrau das Recht hat, die Frauentoilette zu benutzen. Der für islamische Angelegenheiten zuständige Minister der neuen Regierung hat sogar vorgeschlagen, dass die islamischen Behörden Transgender-Personen nicht mehr nach den Scharia-Gesetzen verhaften sollten, die "eine männliche Person, die sich als Frau ausgibt", unter Strafe stellen (obwohl er die queere Community nach wie vor für ein Problem hält).

Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums hat außerdem bekräftigt, dass Malaysier*innen beim Zugang zu Gesundheitsdiensten nicht aufgrund ihrer sexuellen Identität diskriminiert werden dürfen.

In vielerlei Hinsicht hat es also Fortschritte gegeben. Bands wie Shh...Diam! und Tingtong Ketz, eine Band mit einer Transfrau als Sängerin, dürfen regelmäßig an Orten in Malaysia spielen, ohne dass sie sich verstecken müssen, weil einige von ihnen gleichzeitig queer und muslimisch sind.