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PROUD TO BE PUNK #40

PROUD TO BE PUNK #40
PROUD TO BE PUNK #40

PROUD TO BE PUNK #40
120 DIN-A-5-Seiten; €4,00.-
jan.sobe@t-online.de
    Jan bleibt sich und seinem Zine treu: tief in der Szene verankert, politisch wach, mit einem klaren antifaschistischen Kompass. Was diese Ausgabe besonders macht, ist ihre Fähigkeit, verschiedene Stränge des politischen Punklebens zusammenzuziehen – Erinnerungspolitik, DIY-Ideale, Antifa-Haltung, Subkultur und persönliches Erleben. Und dabei wirkt nichts verkopft oder konstruiert.
Jan eröffnet das Heft mit einem persönlichen Rückblick auf ein Klassentreffen.

Was simpel klingt, entpuppt sich als eine kluge Reflexion über gesellschaftliche Verschiebungen und persönliche Irrtümer. Seine Erleichterung, dass nicht alle „Problemfälle von damals“ ins rechte Lager abgedriftet sind, ist ehrlich – und das Unbehagen über jene, die es doch taten, bleibt spürbar. Dass sich daraus keine elitäre Selbstvergewisserung, sondern echtes Fragen entwickelt, macht diesen Einstieg stark.
Der Text über den THE STAINS/MDC-Song „John Wayne Was a Nazi“ ist mehr als ein reines Nachbeten alter Parolen. Jan nimmt sich den Song analytisch vor, prüft Quellen, holt Kontext, stellt Verbindungen her – ein seltener Moment, in dem politische Punkklassiker ernsthaft hinterfragt und trotzdem verteidigt werden. Diese Haltung zieht sich durch: Schrammels „Wir konnten es nicht anders!“ zur Gewalt in Ostdeutschlands Subkulturen fügt sich nahtlos ein. Erinnerungspolitik heißt hier nicht „damals war alles scheiße“ – sondern: verstehen, woher man kommt, um zu wissen, wohin man will.
Das Interview mit Tim von FONTANELLE und dem RASH HOUR Fanzine liefert ein starkes Bild davon, wie DIY mehr ist als Selbstdruck und Schablonenästhetik. Es geht um Kontrolle über die eigene Ausdrucksform, um Raum für schräge Ideen – anarcho im besten Sinne: ohne Chef, aber mit Haltung. Auch die Wildsau-Records-Jungs Marius und Flo dokumentieren genau das: Punks, die nicht nur konsumieren, sondern schaffen, organisieren, aufbauen.
Der Blick nach China – mit Musiker*innen wie Huanzi und Qigqing – zeigt, wie sehr Punk trotz aller Unterschiedlichkeit global verbindet. Es geht um Freiheit, Kleidung, Ausdruck, aber auch um die kleine Alltagsflucht aus einem engen System. Dass dieser Beitrag nicht romantisiert, sondern die Brüche zeigt, gibt ihm Gewicht.

Gesamteindruck:

Proud To Be Punk #40 ist keine Nabelschau, kein „Früher war alles besser“. Es ist ein politisches Fanzine, das sich nicht nur positioniert, sondern auch zuhört, recherchiert, hinterfragt – und dabei zeigt, dass Punk mehr ist als Musik: eine Praxis, ein Widerstand, ein Leben zwischen Bierrunde und Barrikade. Wer Punk, Antifa, Erinnerungskultur und Anarcho-DIY nicht nur als Sticker sieht, sondern als Handlungsfelder, bekommt hier reichlich Lese-Stoff.