
Faulheit hat ein Imageproblem. Sie gilt als moralischer Makel, als Karrierekiller, als der klebrige Cousin dritten Grades der Prokrastination. Wer faul ist, ist raus – aus dem Bewerbungsprozess, dem Freundeskreis der Leistungswilligen und spätestens um 8:01 Uhr aus dem Morgenmeeting. Dabei wird völlig übersehen: Faulheit ist ein Menschenrecht. Oder sagen wir: Sie sollte es sein.
Arbeiten ist die neue Religion – und ich bin Ketzer
Wir leben in einer Zeit, in der „Ich hab so viel zu tun“ als Auszeichnung gilt. Wer Burnout hat, wird mit Mitleid und LinkedIn-Likes überschüttet, während jemand, der offen sagt: „Ich hatte heute
keinen Bock“, direkt unter Beobachtung des BND landet. Ich frage: Warum darf man nicht einfach mal nix tun – mit Stil?
Faulheit ist keine Charakterschwäche. Es ist Selbstschutz, Energiemanagement, Meditation im Liegen. Während der fleißige Gregor um 6 Uhr morgens ins Gym rennt, seinen Smoothie trinkt und 27 Mails
vor dem ersten Kaffee beantwortet, liege ich auf dem Sofa und denke über das Universum nach. Wer ist hier wirklich produktiv?
Faulheit in der Geschichte – ein unterschätzter Motor der Menschheit
Wer hat das Rad erfunden? Sicher kein Typ, der gern Sachen geschleppt hat. Die Spülmaschine? Ein Produkt des heiligen Satzes: „Boah nee, nicht schon wieder abwaschen.“ Fortschritt ist der Sohn
der Faulheit, nicht der Fleiß.
Auch große Philosophen wie Diogenes hatten es drauf. Der saß faul in der Tonne, während Alexander der Große kam und sagte: „Wünsch dir was.“ Antwort: „Geh aus der Sonne.“ Zack – Weltliteratur.
Und das ohne Meeting.
Beispiele moderner Faulheitshelden
- Der Homeoffice-Ninja: Zoom an, Kamera aus, Jogginghose an – und während das Team über KPIs diskutiert, wird parallel der Teig für die Zimtschnecken geknetet. Multitasking? Nein. Prioritäten.
- Die „5 Minuten“-Legende: Kennt jeden Trick, wie man aus 8 Stunden Arbeit 27 Minuten macht – mit geschicktem Copy-Paste, KI und der Macht des „So tun als ob“. Diese Leute halten das System am Laufen. Mit minimaler Energiezufuhr.
- Der Aufschieber mit Masterplan: Erledigt alles auf den letzten Drücker, aber so effizient, dass es aussieht wie Genie. Und seien wir ehrlich: Wenn es wichtig ist, passiert’s sowieso in der Deadline-Panik.
Was wir von Faultieren lernen können

Faultiere bewegen sich etwa 0,24 km/h. Sie schlafen bis zu 20 Stunden am Tag. Sie haben keinen Stress. Kein Burnout. Kein Montag. Und trotzdem schaffen sie es, zu überleben, zu lieben (in Super-Zeitlupe) und einfach... da zu sein. Faultiere sind keine faulen Tiere. Sie sind Lebenskunst in Fellform.
Schluss mit der Fleiß-Diktatur
In einer Welt, die pausenlos rennt, ist Stehenbleiben revolutionär. Wer faul ist, hat vielleicht einfach nur den Mut, nicht jedem sinnlosen Aktionismus hinterherzujagen. Vielleicht sind es die
Faulen, die am Ende die Welt retten – indem sie ihr ein bisschen Ruhe gönnen.
Also: Hoch die Füße. Weg mit dem schlechten Gewissen. Und denkt daran: Wer nichts tut, macht auch keine Fehler.
Es lebe das Recht auf Faulheit.