
Freund Hein
Madonna MC
Labskaus Tonträger
Christoph, Ike, Julian, Max sind Freund Hein aus Hamburg und zum Kuckuck ja, stehen am Hafen und skizzieren ein packendes konzeptionelles Klangbild, das maritime Aspekte mit Melancholie und
Melodramatik verknüpft. Moll und dunkle Klangfarben treiben verloren auf See, wenn die verletzte Seele den tristen grauen Alltag blutrot sprenkelt, aber nicht aufhellt. Musik wie eine
Raufasertapete, auf der vergilbte Erinnerungen verblassen.
Ein Warten, ein Zaudern und einen Augenblick später ist alles aus. Die Stadt sucht ihre Mörderin und schüttelt den Kopf, als wolle sie sagen: Das hätte ich ja nie gedacht. Außen hält
die Fassade, die Verführung obliegt der Kunst des Berechnenden. Madonna ist ein Sammelsurium aus Trieb, Instinkt, Impuls, doch sauber geordnet und in Szene gesetzt – wie eine kalte Chronik des
Unfassbaren.
Im biederen Nachkriegsdeutschland, vor der Zeit von Emanzipation, sind die Rollen klar verteilt. Soldaten sind Männer, sie bringen Leute um. Aber eine Frau – sie kann Mörderin sein. Das ist der
Bruch, die Irritation. Entfremdung durch Abwesenheit. Die Musik kleidet diesen Gedanken in einen Mantel, der wärmt und zugleich die Schönheit trübt. Wehklagen und karge Harmonien tragen die
Stimme, bis feminine List und Kaltblütigkeit in den Vordergrund treten.
Freund Hein erzählen hier kein lineares Narrativ, sondern ein psychologisches Kammerspiel in Tönen. Madonna ist keine Helden- noch keine Opfergeschichte, sondern ein fragiles Porträt der
Ambivalenz. Jede Note ist so gesetzt, dass man sie nicht einfach konsumiert, sondern wie einen Tatort betritt: tastend, vorsichtig, mit einer Mischung aus Faszination und Unbehagen.
Am Ende bleibt ein Werk, das maritime Schwermut mit einer kalten Schärfe verbindet, die der Wirklichkeit näherkommt als jede romantische Verklärung.