
Braunkohlebagger
Angstapparat
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Dieses Album klingt wie eine Warnsirene inmitten einer Gesellschaft, die sich selbst betäubt. Braunkohlebagger machen keinen Hehl daraus, dass sie lieber Kanten schärfen, als Rundungen zu
polieren. Die Gitarren schneiden, der Bass grollt, das Schlagzeug drängt vorwärts – ein Sound, der zugleich treibt und erdrückt, roh und präzise.
Angstapparat entfaltet sich wie ein Panorama der Gegenwart: eine Welt im Dauerrausch, in der Nähe gegen Likes, Inhalte gegen Marken und Sinn gegen Ersatzbefriedigungen getauscht werden.
„Partyzeit“ bringt diese Mechanismen auf den Punkt – das ewige Wochenende, das in grellen Bildern erstrahlt und doch am nächsten Morgen im bleiernen Kater endet. Hinter der Oberfläche bleibt nur
Leere, das Gefühl, Teil einer endlosen Schleife zu sein, aus der es kein Erwachen gibt.
„Hexenjagd“ hingegen verlagert den Blick. Hier öffnet sich ein erzählerischer Raum, ein düsteres Szenario, in dem Manipulation und Kontrolle das Geschehen bestimmen. Was als historische
Anspielung beginnt, kippt schnell in die Jetztzeit: die Logik des Prangers, digitalisiert und beschleunigt, Empörung als Waffe, Stigmatisierung als Normalzustand. Wer nicht passt, wird markiert;
wer nicht folgt, wird verfolgt. Die Metapher wirkt beklemmend real.
So zieht sich durch das Album ein roter Faden, der von der Vergiftung der Atmosphäre erzählt, die uns alle umgibt. Es ist kein einfacher Protest, kein bloßes Anklagen. Vielmehr ein Soundbild
davon, wie Zerfall klingt – wie Gesellschaften an sich selbst erkranken, bis sie Geschichte sind. Laut, wütend, aber nie leer. Angstapparat ist ein Dokument unserer Zeit, das nicht erklärt,
sondern erfahrbar macht, wie es sich anfühlt, inmitten dieses toxischen Klimas zu leben.. Ein Soundtrack für den Kater nach dem Rausch. Und der kann andauern.