
LOBSTERBOMB
Overstimulated LP
Ladies & Ladys Records/Zebralution
LOBSTERBOMB legen mit ihrem zweiten Album eine Platte vor, die unter Strom steht – im besten Sinn. Overstimulated ist kein Soundtrack zum Wegträumen, sondern ein wuchtiger Wachmacher, der sich
mitten in die brennenden Fragen der Selbstoptimierungsgesellschaft stellt. Nico Rosch, Crayon Jones, Vik Chi und Em Ritchie haben 12 Songs gebaut, die gleichermaßen als Befreiungsschlag und als
Spiegel funktionieren.
Thematisch zieht sich ein roter Faden durch die Tracks: Die Auseinandersetzung mit Erwartungsdruck, Selbstzweifeln und dem kräftezehrenden Versuch, immer „mehr“ sein zu müssen. Doch wo andere
Bands in Larmoyanz kippen würden, antwortet LOBSTERBOMB mit Trotz, Kraft und Haltung. „Nothing to lose“ wird zur Parole, „Sick and tired“ zum Ventil – und immer wieder blitzt die zentrale
Erkenntnis auf: Freiheit beginnt da, wo man Fremdbestimmung und Zwänge abstreift.
Musikalisch tobt sich die Band in einer Garage aus, die Thomas Götz mit roher Direktheit eingefangen hat. Der Sound ist krachend, sägend, alles andere als poliert – ein ästhetisches Statement
gegen Glattbügel-Pop und algorithmische Playlist-Freundlichkeit. Gitarrenwände stoßen auf treibende Rhythmen, die Vocals pendeln zwischen fordernd, frech und lasziv. Ein spürbarer Hauch von Riot
Grrrl-Geist zieht sich durch die Platte, ohne in Retro-Romantik abzudriften.
Die Songs wirken wie offene Räume, die die Band bewusst für das Publikum schafft: Räume, in denen Unsicherheit, Angstzustände und die „problems in my head“ nicht weggedrückt, sondern in Energie
verwandelt werden. Dass diese Energie manchmal wie ein Kontrollverlust wirkt, macht den Reiz aus – Overstimulated klingt nicht geglättet, sondern wie eine Befreiung in Echtzeit.
Unterm Strich liefert LOBSTERBOMB ein Album, das seinen Titel ernst nimmt: ein krachiges, überdrehtes, aber gleichzeitig klar fokussiertes Werk.