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Tierbefreiung #99

Tierbefreiung #99
Tierbefreiung #99

Tierbefreiung #99
108 DIN-A-4-Seiten; €4,00.- 
die tierbefreier e.V., Postfach 160132, 40564 Düsseldorf
https://tierbefreier.org
Mit dem Schwerpunktthema möchte die Tierrechtsbewegung an die Klima- und Umweltbewegung anknüpfen und als BündnispartnerIn gewinnen. Fragen über Gemeinsamkeiten und Differenzen, aber auch wie Ideen aus beiden Bewegungen mithelfen können Nachhaltigkeit zu fördern und dem Massensterben der Lebewesen im Ökosystem entgegenzuwirken.

Ein Streitgespräch zwischen Aktive in der Animal Climate Action diskutieren Gemeinsamkeiten, Widersprüche in der Umwelt- und Tierbefreiungsbewegung. Das moderierte Gespräch belegt die Komplexität des Kernthemas, liefert Diskussionsbedarf und führt ein gemeinsames, erstrebenswertes Ziel an, "ein vermehrtes Verständnis für die kapitalistisches Verwertungslogik in beide Bewegungen zu tragen."
Ulrike Schwerdtner plädiert für mehr Permakultur als Versuch, wegzukommen von dem Modell der Ausbeutung und des Imports von Ressourcen. Gewaltsam importieren Zivilisationen menschliche und natürliche Ressourcen und beuten diese aus, zerstören Ökosysteme, führen zu Überbevölkerung und hinterlassen nach ihrem Kollaps eine verarmte Landbasis.
Was wir im Einzelnen und in der Praxis für Wildtiere tun können, beschreibt Daisy Kratz und liefert wertvolle Tipps.
Mirjam Rebhan geht es um Müllvermeidung und listet Möglichkeiten auf, wie Foodsharing, DIY, Containern, Reparatur-Cafeś, Re- und Upcyceln helfen und sinnvoll sind, Konsumgewohnheiten zu verändern.
Henriette Grewling geht es um mehr Nachhaltigkeit beim Saubermachen und gibt Tipps, Haushaltsreiniger selber herzustellen, eine Bachelorarbeit aus der schließlich der "Sauberkasten" entstand, ein Set, mit denen mensch Reiniger und Waschmittel selbst herstellen kann.
Des Weiteren wirbt Mirjam Rebhan für mehr Biozentrismus und benennt Möglichkeiten wie Direkte Aktionen, Solidarität, Aufklärung, alternative Lebensentwürfe hier verwoben sind und auf ein Leben mit allen setzt. Lediglich die Selbstkritik des Ökofaschismus kommt zu kurz und bedarf einer genaueren Analyse. Ökofaschistische Dogmen entstehen aus oberflächlichen Beobachtungen in der nichtmenschlichen Natur und durch Übertragung dieser vermeintlich 'natürlichen' oder 'ökologischen' Regeln auf soziale Verhältnisse. Im Gegensatz zum Menschen kennen Tiere und Pflanzen weder Selbstreflexion noch Selbstbestimmung oder gar Befreiung. Gerade das Thema Ökofaschismus und Biozentrismus wäre ein wesentlich wichtiger Beitrag zu diesem Schwerpunkt, gerade weil sich die Reaktion offensichtlich stärker und konsequent von rechten und rechtsoffenen Strukturen innerhalb der Tierbefreiungsbewegung abgrenzen will (s. Tierbefreiung #98), geböte dieser Aspekt einer genaueren Untersuchung. Umweltschutz ist nicht per se links, sondern hat antisemitische, rassistische und esoterische Wurzeln. Ihre Ideen prägten noch die Anfänge der modernen Ökologiebewegung und der Grünen in den 1970er-Jahren.  Anstelledessen folgen Artikel zu Fair Trade, Beispiel einer bio-veganen Landwirtschaft und ein Interview aus der Reihe bio-veganer Landwirtschaftsbetriebe.

Gesamteindruck:

Integrerer Aktivismus um das System zu ändern. Dazu gehört das kapitalistische Ausbeutungssystem, genauso wie das bedrohte Ökosystem im Ganzen.
Die Förderung von Respekt gegenüber allem Leben ist inherent in der Tierbefreiungs- wie auch in der Umweltbewegung. AktivistInnen beider Bewegungen eint, dass sie Teil einer Kultur des Widerstands sind. Zivilisation hat ihre Destruktivität gegenüber Ökosystemen seit ihrem Beginn hinreichend bewiesen. Die westliche industrielle Zivilisation führt zur kompletten Zerstörung jedes Ökosystems auf der Erde. Gleiches trifft auf die Ausbeutung und Vernichtung von nichtmenschlichen Tieren zu. Die Kultur von Mensch-Tier-Umweltbeziehungen ist geprägt von Konsum, Tod und Zerstörung. Die Probleme sind vielseitig, die Lösungen zur Nachhaltigkeit in unserem privatem Leben wichtig. Die Konfrontation und Demontage der unterdrückerischen Machtsysteme, welche Ausbeutung und Ungerechtigkeit in einem globalen Maßstab propagieren, noch wichtiger. Insofern geht uns "ökologisch leben" alle an, denn Gerechtigkeit zwischen den Generationen erfordert schnelles Handeln was Nahrung, saubere Luft, Wasser und sonstige Ressourcen betrifft. Es ist unzumutbar dem Ausbeutungs- und Zerstörungs- System zu erlauben damit weiterzumachen. Die Aufgabe der AktivistInnen beider Bewegungen ist nicht, die Systeme der Unterdrückung mit größtmöglicher persönlicher Integrität zu umschiffen. Die Aufgabe ist es, diese Systeme zu Fall zu bringen.