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Schwarzbuch ZOO

Schwarzbuch Zoo
Schwarzbuch Zoo

Schwarzbuch ZOO
v. Colin Goldner
(befreit / Schriften zur Tierbefreiung)
400 Seiten; 12,00 €
ISBN 978-3-948157-01-2
animot-Verlag
Der vorliegende Sammelband führt knapp 100 zookritische Artikel und Meldungen zusammen, die in den letzten Jahren im Quartalsmagazin TIERBEFREIUNG erschienen sind.

Colin hat bereits mit seinem Buch „Lebenslänglich hinter Gittern“ und der Studie zu den Lebensbedingungen Großer Menschenaffen in deutschen Zoos detailliert und umfassend belegt, dass die Haltungsbedingungen von Menschenaffen in Deutschland skandalös sind und die Zoos ihrem wissenschaftlichen Anspruch nicht gerecht werden. Erste Tierparks gab es schon vor etwa 5.000 Jahren in den Hochkulturen zwischen Euphrat und Zentralchina. Im alten ägyptischen Reich (2707-2216 v. Chr.) wurden exotische Tiere als Gottheiten verehrt und in China um 1150 v. Chr., zählten unter anderem Tiger, Nashörner und Riesenschlangen zu beliebten kaiserlichen Zootieren. Zoos sind Symbole der Herrschaft, haben etwas Voyeuristisches. Colin will aufklären und ein Bewusstsein schaffen, dass einzig die Freiheit artgerecht ist.

Gesamteindruck:

 Das gilt auch für andere Gefängnisse wie den Zirkus. Zoos präsentieren sich gerne als Einrichtungen für den Tier- und Artenschutz. Bilder von tierischem Nachwuchs sollen den Eindruck vermitteln, die Tiere würden sich in Gefangenschaft wohlfühlen und das Überleben der Art sichern. Tatsächlich dienen die so genannten „Erhaltungszuchtprogramme“ allerdings dazu, den Bestand in Gefangenschaft zu sichern – nicht den in freier Natur. Jungtiere sind Publikumsmagneten. Überzählige Tiere werden in Entwicklungsländer abgeschoben, an Zirkusse, Händler und Privathalter verkauft – oder getötet. Anfang 2016 verlautbarte Dag Encke, Direktor des Nürnberger Tiergartens, in einem öffentlichen Vortrag1, er habe im Vorjahr sechzig überzählige Zootiere töten lassen. Viele Wild- und exotische Tiere sterben aber auch und vor allem aufgrund der schlechten „Lebensumstände in Gefangenschaft“. Zoos gelten als Vergnügungspark, sind oftmals angebunden an einem Spielparadies für die Familie mit Attraktionen wie Fahrgeschäften und Erlebnisprogramme („Showeinlagen mit Wildtieren“). Colin hinterfragt den Sinn von Zoos, schildert viele Fallbeispiele von deutschen Zoos, wo Tiere in Isolationshaft leben, geprügelt und getötet werden. Der Zoo ist ein tierverachtendes System, in dem es nicht um Bildung, Tier- oder Artenschutz geht, sondern nur um Prestige und höhere BesucherInnenzahlen.  BesucherInnen lernen in Zoos nichts über die natürlichen Bedürfnisse und Lebensverhältnisse von Tieren. Der Großteil der Zootiere wird in Gefangenschaft geboren. Unter glotzenden Menschenaugen mit Smartphones in den Händen wird ihnen auf möglichst unterhaltsame Weise Fressen vor die Nase geworfen, oder sie werden auf pseudo-reale Jagd geschickt. Hinzu kommt, dass die meisten Zoos jährlich mehrere Millionen Euro an staatlichen Subventionen erhalten. Der Deutsche Bundestag schreibt in einer Pressemeldung2: „Zoologische Gärten in Deutschland haben in den vergangenen Jahren ihre Attraktivität und damit auch ihre Bedeutung als Wirtschaftsfaktor im Tourismus steigern können. Darauf wiesen Vertreter der Branche am Mittwoch im Tourismusausschuss hin. So verzeichnete der Berliner Zoo zwischen 2006 und 2017 einen Zuwachs der Besucherzahl von im Jahresdurchschnitt 3,4 auf 4,9 Millionen. In Leipzig stieg in den zwei Jahrzehnten seit 1997 das Besucheraufkommen um mehr als das Doppelte von 678.000 auf 1,7 Millionen(...). Tatsächlich beklagen viele Zoos Einbußen und einen BesucherInnen_Rückgang.

Volkes Homes (Geschäftsführers des Verbands der Zoologischen Gärten) betont in dem Bericht die Bedeutung der Zoos für Arbeitsmarkt und Wertschöpfung.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Colins Studienwerk ein Beleg dafür ist, inwiefern das perfide System Zoo, ein kommerzielles Unternehmen, maßgeblich für das Leid der Tiere verantwortlich ist. Colin schildert zahlreiche Fallbeispiele von künstlichen „Erlebniswelten“, die sich an den Unterhaltungswünschen der breiten Masse orientieren, die dem Publikum die Illusion verschaffen, im natürlichen Lebensraum der Tiere unterwegs zu sein. Das Buch liefert Fakten und Zahlen, Bilder und Beispiel für einen öffentlichen Diskurs, ob Zoos noch zeitgemäß sind. Aus tierrechtsrelevanter Perspektive ist das Buch ein Zeugnis für berechtigte Zookritik, die mit der Lüge aufräumt, Zoos betreiben Artenschutz und Arterhaltung. Anstatt Tiere der Wildnis zurückzugeben, nehmen Zoos sie ihr weg und halten sie in Gefangenschaft. Die Präsentation gefangener Wildtiere im Zoo verrät mehr über die Gesellschaft, die diese Zoos konstruiert, als über die Tiere, die in ihnen eingeschlossen sind. Welche Erkenntnisse liefert das Buch für die Zielgruppe? Dass wir die Existenzberechtigung von Zoos in Frage stellen und Konzepte für die Zukunft entwickeln sollten, denn artgerecht ist nur die Freiheit!

Fußnoten: