
2004 löste ein massives Erdbeben unter Wasser einen Tsunami im Indischen Ozean aus, bei dem 167.000 Menschen in der indonesischen Provinz Aceh ums Leben kamen. Seitdem hat das strenge Scharia-Gesetz an Einfluss gewonnen. Meinungsfreiheit kollidiert weltweit mit politischen und religiösen Dogmen und das anhaltende repressive Vorgehen gegen Punks hat diese weiter in den Untergrund getrieben. Punks, die geringfügige Verstöße verursachen, werden zu Sündenböcken erklärt und lenken die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Problem in Indonesien ab – der grassierenden Korruption.

Punks sind für den ehemaligen obersten Polizisten von Aceh »Müll«, »unislamisch« und Menschen mit einem »kranken Lebensstil«. Über mangelnde Unterstützung bei seinem Krieg gegen die Punks konnte der General nicht klagen. Die damalige zweite Bürgermeisterin von Banda Aceh, Illiza Sa’aduddin Djamal, diffamierte Punks als »gesellschaftliche Krankheit« und Tengku Mukhtar Syafar, Vorsitzender einer Vereinigung islamischer Kleriker, sah durch die rebellischen Jugendlichen die Scharia, das religiöse Gesetz, gefährdet.
Was war geschehen?
Am 10. Dezember 2011 löste die Polizei ein Punkkonzert in Banda Aceh auf. 64 junge Punks wurden ohne Haftbefehl und richterlichen Beschluss in einer Polizeikaserne interniert1. Ihnen wurde die Schädel kahlrasiert, sie bekamen abwechselnd militärischem Drill und muslimischen Gebetszwang. Die Punks wurden auch in Wasserbasins gesteckt – eine Praxis, die an die Foltertechnik des sogenannten Waterboardings erinnert. Eine Verletzung der Menschenrechte konnte der damalige Polizeichef von Aceh (2010 – 2012), Iskandar Hasan, in der Behandlung der Punks aber nicht sehen. Im Gegenteil. Über die Wasserfolter sagte der Polizist: »Die sind einfach nur glücklich, weil es lange her war, dass sie ein Bad genommen hatten.«

In Indonesien, aber auch weltweit, hatte die Polizeigewalt gegen die Punks von Aceh für Proteste gesorgt. Die globalen Unterstützungskampagnen waren bemerkenswert. Benefizzusammenstellungen
wurden produziert und verteilt (Bspw. „Mixtapes for Aceh“; Aborted Society Records; „Punk Aid: Aceh Calling“; Punk Aid 2012; „Aceh Revolution“ mit THE USUAL SUSPECTS, CONTEMPT, INNER
TERRESTRIALS, THE DECLINE, OI POLLOI, ATTENTAT SONORE, THE RESTARTS, GBH; General Strike 2013). Proteste fanden bei indonesischen Konsulaten und Botschaften in London, Moskau und San Francisco
statt und die Botschaft in Istanbul wurde angegriffen. In Moskau sprühten Anarchopunks Graffitibotschaften wie »Punk is not Crime« und »Religion = Faschismus« auf die Mauern der indonesischen
Botschaft. In den USA gingen Punks aus Solidarität für ihre indonesischen Freund*innen auf die Straße.
In großen indonesischen Städten wie Bandung gingen junge Leute mit Piercings, dunklen Klamotten und grell gefärbten Irokesenfrisuren für ihre (Leidens)Genoss*innen in Aceh auf die Straße. Unter
dem Motto «Vereinte Solidarität mit den Punks von Aceh« demonstrierten hunderte Punks in Jakarta vor dem Hauptquartier der indonesischen Polizei für das Recht, ihre «Kultur» unbehelligt leben zu
können.

Der Film «Street Punk! Banda Aceh» der Regisseurin Maria Bakkalapulo zeigt, wie junge Leute trotz dieser Repression an ihrer Identität festhalten und sich gegen religiöse Einschränkungen und massive Repressionen zur Wehr setzen. Der Film porträtiert einige der Teenager in der dortigen Punk-Community.

STREET PUNK von Botol Kosoenk (leere Flasche) aus dem Film «Street Punk! Banda Aceh»:
„(...)Was sie sagen, ist bedeutungslos. Weil sie für uns ein Verlierer sind.
Die Heuchelei sticht in deinen eigenen Bauch. Zu viele Wörter bleiben unbenutzt. Unser Schrei wird dich treffen. Um dir bewusst zu machen, deine Scham zu kennen. Street Punk, Street Punk. Gib
nie auf. Street Punk, Street Punk. Wird immer weitermachen!“
Das harte Vorgehen gegen die Punks war der Versuch der islamischen Behörden Acehs, ihre Vorstellungen von Moral gewaltsam durchzusetzen. Aceh genießt eine weitgehende Autonomie als Teil des
Friedensabkommen, dass Indonesiens Regierung mit der Bewegung „Freies Aceh (GAM)“ im Sommer 2005, ein halbes Jahr nach dem verheerenden Tsunami, geschlossen hatte. Bereits 2001 hatte Indonesiens
Regierung die Einführung der islamischen Scharia in Aceh gestattet – in der Hoffnung, der GAM so den Wind aus den Segeln zu nehmen.
In Aceh will die Polizei auch in Zukunft den Punks das Leben schwer machen. Punks, so ein Polizeisprecher gegenüber indonesischen Medien, stünden im Widerspruch zu den Lehren des Islam.
Ursprung der Repression
Der erste Präsident der Republik Indonesien, Präsident Sukarno, versuchte in den 1960er Jahren, Rock'n'Roll zu verbieten, und verglich es mit einer „Geisteskrankheit“. Er sperrte auch eine
Rockband aus Tuban namens Koes Plus ein und wies die Polizei an, jede*n, der/die des «Beatlismus» verdächtigt wird, die Haare zu schneiden. Diese Aktion kann als Vorläufermodell des Schicksals
der Punks in Aceh gewertet werden.
Die frühe Entwicklung des Punk in den 1990er Jahren war mit dem Aufkommen der Oppositionsbewegung verbunden, die 1998 nach der asiatischen Finanzkrise von 1997 Suhartos militaristisches Regime
endgültig stürzte. Suhartos faschistische Diktatur war blutig und repressiv, mit drei begangenen Völkermorden:
1. Der andauernde Angriff in Papua, bei dem bereits mindestens 120.000 Menschen gestorben sind
2. Die Besetzung Osttimors im Jahr 1975, die rund 30 Prozent der Bevölkerung des Landes liquidierte
3. Und das Massaker an Kommunist*innen, Intellektuellen, Künstlerr*innen, Lehrer*innen, Gewerkschaftsführer*innen (Zahlen zwischen 500.000 und 3 Millionen).
Anarchismus und Antifaschismus waren Schlüsselkomponenten der Anti-Suharto-Bewegung, insbesondere wenn Punks beteiligt waren.
Anarcho-Punk in Indonesien
In Indonesien existiert seit Jahren eine lebendige Anarcho-Punk-Szene. Wie indonesische Aktivist*innen selbst beschrieben, entstand die anarchistische Bewegung um 1998. Zu dieser Zeit war Anarchie ein Synonym für Punk und einige Leute in dieser Community begannen, sich tiefer für anarchistische Ideologien und Werte zu interessieren. Seitdem begann ein anarchistischer Diskurs unter Einzelpersonen und Kollektiven in der Punk-/Hardcore-Community und später in einem breiteren Spektrum von Gruppen von Polit-Aktivist*innen, Student*innen Arbeiter*innen. Es begannen Diskussionen darüber, wie Gruppen und Organisationen auf nicht hierarchischer und dezentraler Basis funktionieren/operieren können. Die ersten, noch losen Gruppen und kleinen Magazine wurden veröffentlicht, in denen verschiedene Probleme sozialer Bewegungen diskutiert wurden: Fragen des Feminismus, der anarchistischen Werte, des Antikapitalismus, des sozialen Widerstands, des Antiglobalismus, der Ökologie usw. Der Zugang zum Internet erleichterte die Ausbreitung des Anarchismus. Ein ernstes Problem war der Mangel an anarchistischer Literatur in indonesischen Sprache. Broschüren von M. Bakunin, E. Goldman und R. Rocker wurden übersetzt und veröffentlicht.
Die Teilnahme junger indonesischer Anarchist*innen an sozialen Bewegungen begann mit der Verteilung von Nahrungsmitteln an Bedürftige („Food not bombs“), der Unterstützung von Protesten und der
antifaschistischen Arbeit. Von August bis September 1999 unterstützten die Aktivist*innen der „Antifaschistischen Front von Bandung“ den Kampf der streikenden Arbeiter*innen der Fabrik in Rimba
Aristama, organisierten Solidaritäts- und Demonstrationsaktionen. Im Dezember 1999 beriefen Vertreter*innen radikaler antifaschistischer Jugendgruppen aus ganz Indonesien das erste Treffen des
„Antifaschistischen Netzwerks von Nusantara“ in Yogyakarta ein, das anarchistisch ausgerichtet war.
Es fanden mehrere Kongresse statt. Die Gruppen waren instabil, lösten sich oft auf und wurden durch neue ersetzt. Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre gab es in Jakarta einige Zeit das
Komitee für die Aktion der Unterdrückten und die antifaschistische antirassistische Aktion und es gab den Info-Laden „Brainwashing Corporation“, der Informationen über Anarchismus und Theorie
verbreitete. In Bandung war das „Gegenkulturelle Kollektiv“ aktiv und übte direkte Aktionen im Alltag aus. In Malang gab es das „Mutual Aid Forum“. Im Jahr 2001 proklamierte eine Gruppe von
Anarchist*innen aus West-Java (im Gegensatz zur gegenkulturellen Ausrichtung) die Idee, eine „Anarcho-Partei“ und eine anarcho-syndikalistische Bewegung zu gründen.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts blieb die anarchistische Bewegung in Indonesien zerstreut. Verschiedene Gruppen und einzelne Aktivist*innen hielten an verschiedenen Versionen des Anarchismus und
der taktischen Formen fest. Trotzdem konnten sie sich einigen, gemeinsame Projekte wie Demonstrationen am 1. Mai durchzuführen. Beteiligt in der Organisation an der 1. Mai Demo 2007, waren
Gruppen wie Affinitas (Yogyakarta), Jarangan Otonomis (Jakarta), Apokalypse (Bandung), Jarangan Autonomus Kota (Salatiga) sowie einzelne Aktivist*innen aus Bali und Semarang. Diese Kooperation
mündete unter dem Banner des „Jarangan anti-otoritarian“-Netzwerks („Anti-autoritäres Netzwerk“). Die Aktion zum 01. Mai 2007 versammelte mehr als 100 Menschen und markierte die Entstehung des
Anarchismus im öffentlichen Blickfeld. Danach tauchten in verschiedenen Städten neue Gruppen auf und Anarchist*innen beteiligten sich aktiv an sozialen Protesten, Aktionen gegen den Bau von
Kernkraftwerken usw.
Am 1. Mai 2008 nahmen 200 Menschen an der anarchistischen Demonstration teil. Obwohl diesmal Gruppen aus Bandung („Apokalypse“) und Salatiga („The Melavan Syndicate“) sich weigerten, dies zu
unterstützen, wurde die Beteiligung von den Kapitalkollektiven und „Affinitas“ aus Yogyakarta übernommen. Die Aktion richtete sich gegen große Unternehmen und endete in Zusammenstößen mit der
Polizei. Die Demo-Teilnehmer*innen wurden festgenommen. Das repressive Vorgehen des 01. Mais 2008 verlangsamte das Wachstum der jungen anarchistischen Bewegung im Land. Einige Gruppen
lösten sich auf. Trotzdem entstanden neue Gruppen, die weiterhin am sozialen Kampf teilnahmen, auch in radikaler Form, einschließlich Zusammenstößen mit der Polizei und Sabotageakten. Bis 2010
operierten anarchistische Gruppen und Aktivist*innen auf den Inseln Java (in Jakarta, Bandung, Jogjakarta, Pati, Surabaya, Rembang, Randublatung, Salatiga, Porong), Sumatra (in Palembang,
Pekanbar, Medan, Ace), Kalimantan (in Balikpapan), Sulawesi (ehemals Celebes – in Makassar, Manado und Gorontalo) und in Bali.
In der Nacht vom 22. März 2011 haben Anarchist*innen Ziegelsteine in die Fenster einer McDonald's-Filiale in Makassar geworfen. Die Angreifer*innen hinterließen eine Notiz: „Wir wissen, was Ihre
multinationalen Unternehmen den Menschen in Kulon Progo, Takalar, Bima und anderen Orten angetan haben. Wir sind wütend und werden mehr tun!“
Drei Tage später fand die Polizei in Makassar eine Notiz, in der Nähe eines verbrannten Geldautomaten der BCA (Bank Central Asia): „Wir wollen niemanden verletzen, Zerstörung von Eigentum
ist keine Gewalt! Der Staat, das Militär, die Polizei und die Kapitalisten sind die wahren Terroristen!“ Die Notiz wurde von einer Gruppe unterzeichnet, die sich „Got is Tot (sic!)
Insurrectionary Front“ nennt.
Zwei Monate später, im Juni 2011, fand die Polizei Notizen in der Nähe eines brennenden Geldautomaten der BNI (Bank Negara Indonesia) in Bandung, mit einer fast identischen Botschaft zu den
Anschlägen von Makassar und Manado. Der aufständische Anarchismus war in Indonesien angekommen.
Die Aufmerksamkeit, die die ausgebrannten Geldautomaten in Makassar, Manado und Bandung erhielten, motivierte das anarchistische Duo Billy Augustian und Reyhard Rumbayan (auch
bekannt als ‚Eat‘), Genossen der „Long Live Luciano Tortuga Cell/Informal Anarchist Federation, Indonesia Section“.
Im Oktober 2011 gossen sie zwei Liter Benzin in einen Geldautomaten der „Rakyat Indonesia Bank“ in Yogyakarta und zündeten ihn an. Doch auf der Flucht verlor einer von ihnen seine Brieftasche mit
zahllosen Drohbotschaften, weshalb beide innerhalb weniger Stunden von der Polizei gefasst und verhaftet werden konnten. In einem sichergestellten Kommuniqué von Billy und ‚Eat‘ wurde der
Bergbaufirma „PT Jogja Magaza Iron“ mit Gewalt gedroht. Zuvor hatten sich bereits Landwirte gegen Projekte des Unternehmens in der Region von Yogyakarta zur Wehr gesetzt. Die Insignien in dem
Schreiben des Duos machten deutlich, dass die Täter auch international vernetzt sein mussten. Solidaritätsbekundungen mit den Inhaftierten kamen unter anderem aus Manila. Im Mai 2012 wurde dort
die Wand der indonesischen Botschaft mit schwarzer Farbe beschmiert und Flugblätter in der Gegend mit folgendem Inhalt verteilt: „Freiheit für Billy und 'Eat', Opfer der staatlichen Repression
(…). Der indonesische Staat ist der wahre Terrorist!“
Seit dem Fall der Neuen Ordnung sind Anarcho-Punk-Kollektive wie Marjinal und Taring Babi aus Jakarta zum öffentlichen Gesicht des Anarchismus in Indonesien geworden.
Palang Hitam Anarkis (Anarchist Black Cross-ABC, ehemals Palang Merah Anarkis)2 ist eine anarchistische
Unterstützungsorganisation. Diese Gruppe ist bekannt für ihre Bemühungen, Gefangene mit politischer Literatur zu versorgen, aber diese Gruppe organisiert auch materielle und rechtliche
Unterstützung für Gefangene im Klassenkampf auf der ganzen Welt. Black Cross steht im Gegensatz zu Amnesty International, die sich hauptsächlich mit Inhaftierten befassen, aber weigern,
diejenigen zu verteidigen, denen vorgeworfen wird, Gewalt zu fördern. Black Cross unterstützt offen diejenigen, die illegale Aktivitäten als revolutionäres Ziel ausgegeben haben und von
Anarchist*innen als legitim akzeptiert werden.
Palang Hitam Anarkis begann als anarchistisches Rotes Kreuz, eine Organisation, die sich vom politischen Roten Kreuz löste, das organisiert wurde, um politischen Gefangenen im russischen
zaristischen Regime zu helfen. Im Laufe der Jahre wird über den Ursprung der Organisation diskutiert, aber laut Rudolph Rocker, Schatzmeister des Anarchistischen Roten Kreuzes in London,
wurde die Organisation in der Zeit zwischen 1900 und 1905 in Russland gegründet. Das meiste Material, das die Geschichte von ABC diskutiert, bezieht sich auf diese Ära als die Geburt dieser
Gruppe. Diese Gruppe wurde nach der Revolution von 1905 mit den zunehmenden in Russland inhaftierten Anarchisten bekannt. Aufgrund der Weigerung des Politischen Roten Kreuzes und anderer
Gefangenenhilfegruppen, anarchistische politische Gefangene zu unterstützen, gründeten russische Anarchist*innen in Russland und Menschen im Exil im Ausland das Anarchistische Rote Kreuz, um ihre
in russischen Gefängnissen inhaftierten Kolleg*innen zu unterstützen. Jeder Zweig der Organisation ist der Region bekannt, in der diese tätig ist (Lettland, Riga, Odessa usw.). Innerhalb weniger
Jahre breitete sich die Organisation über die Grenzen Russlands hinaus auf die Vereinigten Staaten und Großbritannien aus, wo sich Exilrevolutionäre niedergelassen hatten.
1905 änderte die Gruppe ihren Namen und ließ das „Rote Kreuz“ aus seinem Namen streichen. In dieser Zeit verwendete die Gruppe verschiedene Namen, darunter: Chicago Aid Fund, Gesellschaft zur
Unterstützung anarchistischer Gefangener in Russland, Gemeinsames Komitee zur Unterstützung revolutionärer Gefangener in Russland und schließlich den Namen des Anarchist Black
Cross.
Laut Harry Weinstein, einem der beiden Gründer der Organisation, begannen die Gruppenaktivitäten jedoch erst nach seiner Verhaftung im Juli oder August 1906. Nach seiner Freilassung
stellten Weinstein und andere Anarchist*innen Kleidung für Gefangene zur Verfügung, die zum Exil in Sibirien verurteilt worden waren. Weinstein behauptete, die Gruppe habe sich Anfang
1906 vom Politischen Roten Kreuz getrennt, als Weinstein und andere Anarchisten keine Unterstützung erhielten, obwohl es viele Spenden von der anarchistischen Gemeinschaft gab.
Weinstein setzte seine Bemühungen in Russland bis zu seiner Ankunft in New York im Mai 1907 fort. Dort half er beim Aufbau des „New Yorker Anarchistischen Roten Kreuzes“, zu dem
Mitglieder wie Mother-Earth-Redakteurin Louise Berger gehörten. 1911 wurde Philadelphia, die Pennsylvania-Sektion des Anarchisten des Roten Kreuzes, von Morris Beresin und
Boris Yelensky gegründet.
1918 organisierte Nestor Makhno neben der ukrainischen anarchistischen Revolutionsrebellionsarmee oder der Schwarzen Armee in dem von ihnen kontrollierten Gebiet der Ukraine neue
Sektionen des anarchistischen Schwarzen Kreuzes.
Zu diesem Zeitpunkt verlagern sich die Bemühungen der Organisation von der Unterstützung der Gefangenen auf medizinische Notfallmaßnahmen und Selbstverteidigung. Mit dem ersten Angriff der
Kosaken, der Weißen Garde, der Pogromisten und später der Roten Armee übernahm das ukrainische Schwarze Kreuz eine einzigartige Rolle, um die Verteidigung der Stadt vorzubereiten und die erste
städtische Armee in der ukrainischen Geschichte zu organisieren. Als Stadtmiliz arbeitet das ‚Anarchist Black Cross‘ der Ukraine mit anarchistischen Einheiten der Armee zusammen, war jedoch nie
eine mobile Kraft, die hauptsächlich in der städtischen Umgebung stationiert war. Mitglieder tragen keine formellen Uniformen, sondern werden durch das Tragen eines typischen Armbands
identifiziert.
‚Das Anarchist Black Cross‘ wurde vorerst in Moskau und Petrograd von der bolschewistischen Regierung geduldet, obwohl seine Aktivitäten in den Städten nicht groß waren. Tscheka (Lenins
Geheimpolizei) infiltrierte Informant*innen in das Schwarze Kreuz, die regelmäßig über die Führer und Aktivitäten der Organisation berichteten. Außerhalb von Moskau, Petrograd und den von der
Schwarzen Armee kontrollierten Regionen der Ukraine gibt es eine vollständige Unterdrückung. Anarchistische Broschüren und Bücher werden regelmäßig beschlagnahmt und sogar Helfer*innen des Black
Cross werden festgenommen und inhaftiert.
Im September 1919 wurde ein Granatenangriff auf das Treffen des Moskauer Komitees der bolschewistischen Partei als Vorwand für die Massenverhaftungen von Anarchist*innen in ganz Russland durch
bolschewistische und tschekische Streitkräfte der Roten Armee verwendet. Anarchistische Militante verhaftet; Sogar die Schwarze Armee und ihr General Nestor Makhno wurden auf Befehl von Leo
Trotzki gejagt, der entschlossen war, Russland mit einem „eisernen Besen“ von allen Anarchist*innen zu befreien. Es wurde schnell klar, dass erneut eine Art anarchistische Hilfsorganisation für
Gefangene geschaffen werden musste, um Anarchist*innen in bolschewistischen Gefängnissen zu helfen. In Moskau, Charkow, Odessa und vielen anderen kleinen Städten wurden das Anarchistische
Schwarze Kreuz und ähnliche Organisationen wie die Anarchistische Gefangenenhilfegesellschaft gegründet, die hauptsächlich Essen für Anarchist*innen und andere Dissident*innen auf der linken
Seite servierte. Die Arbeit erwies sich als schwierig, selbst wenn das Essen leicht zu beschaffen war, da es oft von rotbolschewistischen Wachen beschlagnahmt wurde, die auf der Straße getroffen
wurden. Im Jahr 1922 wurden sogar anarchistische Helfer in Moskau und Petrograd wie Senya Fleshin und Mollie Steimer selbst von der GPU verhaftet, weil sie „kriminellen Elementen geholfen“
hatten, die gegen die Sicherheitsvorschriften des sowjetischen Staates verstießen.

Am 6. Januar 2020 fand der erste Verhandlungstag im Prozess gegen die anarchistischen Gefährten Supriadi, Anto, Alif, Agus, Faruddin und Haerul in Makassar, Indonesien, statt. Sie wurden während der landesweiten Proteste in Indonesien im September 2019 verhaftet. Aufständische Anarchist*innen in Makassar bekannten sich zu einer Autobahnblockade und zu Angriffen auf Staatsfahrzeuge.
Zu dieser Zeit wurde ‚Das Anarchist Black Cross‘ in vielen Ländern gebildet. In den Vereinigten Staaten wurde das Schwarze Kreuz durch die Intensivierung anarchistischer Angriffe in verschiedenen
Städten ins Leben gerufen und trat später der Föderation des anarchistischen Schwarzen Kreuzes bei. Das indonesische Schwarze Kreuz wurde spontan gegründet, als während der Unruhen am 01. Mai
2018 in Yogyakarta 11 Anarchist*innen gefangen genommen wurden, die während eines wütenden Krawalls gegen den Sultan und das NYIA Mega-Flughafen Projekt, welches die Kulon Progo Coastal Community
bedroht, verhaftet wurden.3
Der indonesische Staat hat diesen Moment benutzt, um die anarchistische Bewegung auf dem Archipel mit Repression zu überziehen, außerdem sind einige Gefährt*innen im Untergrund oder es wird gegen
sie ermittelt.
Fußnoten:
1. https://325.nostate.net/2011/12/15/police-arrest-64-punx-at-concert-shave-their-heads-and-imprison-them-for-re-education-aceh-indonesia/#more-3686 ↩
2. https://palanghitam.noblogs.org/ ↩
3. https://palanghitam.noblogs.org/indonesia-trial-update-on-yogyakarta-prisoners/ ↩