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Skorpe - Upcycling-Schätze

Skorpe
Skorpe

Skorpe stellt in allerfeinster Handarbeit Schmuck und Klamotten her: Von Ohrringen, Ketten, Gürtel, Taschen, Schuhe über die Leggins, Aufnäher bis zum superschicken gechlorten Black Flag-Shirt sind tolle Sachen dabei. Viele ihrer gefertigten Stücke haben einen direkten Bezug zur Tierbefreiungs-/Tierrechts-, sowie zur AnarchoPunk-Community. Die fertigen Produkte/Unikate und liebevoll gestalteten upcycling-Schätze verkauft Skorpe u. a. auf etsy1.

»Meine Kreativität und meine Hände sind die wichtigsten Werkzeuge.«

Hallo Skorpe. Eines vorweg: Ich finde deine Arbeiten total hübsch und auch sehr professionell gefertigt. Du verkaufst Kleidung, Rucksack/Taschen, Gürtel auf etsy. Wann hast du denn dein Talent für DIY-Fashion-Arbeiten entdeckt?
    Skorpe: Eigentlich ging es schon in meiner Kindheit los. Da habe ich angefangen, aus Resten und „Müll“ Kleidung herzustellen. Der Anstoß dafür kam von meiner Oma, die selbst viel kreativ gearbeitet und mich diesbezüglich sehr gefördert hat. Noch heute hole ich mir Tipps von ihr (Danke Oma!).
Was etsy angeht: Langfristig möchte ich gerne meinen eigenen Webshop haben und mich von etsy unabhängig machen.

Kleidung aus Massenproduktion ist schlecht für die Umwelt. Viele große Unternehmen stehen in der Kritik. Oft ist von Billiglöhnen, Überstunden und Kinderarbeit die Rede. Die Modewelt distanziert sich immer mehr von der sogenannten „Fast Fashion“. Zu den neuen Trends zählen Bio-Stoffe, Upcycling und nicht zuletzt das Selbernähen von Kleidung. Was waren für dich die Gründe, DIY und Mode zu verknüpfen und eigene Produkte für den Weiterverkauf anzubieten?
    Skorpe: Neue Kleidung sagt mir meist nicht zu 100 % zu, da sie oft standardisiert und dadurch irgendwie langweilig ist. Oft passt sie mir auch einfach nicht. Da sie viel zu lang geschnitten ist und ich nicht sehr groß bin, fühle ich mich darin nicht wohl. Ich habe mitbekommen, dass es vielen Menschen ähnlich geht. Zudem möchte ich gerne Personen, denen es an Zeit oder Kreativität fehlt, dabei unterstützen, sich so auszudrücken und anziehen zu können, dass es ihnen gefällt und sie sich darin wohlfühlen.

Kannst du denn auf „Kommando“ kreativ sein? Woher kommen deine Ideen?
    Skorpe: Nein, auf Kommando geht kreatives Arbeiten für mich nicht. Die Ideen dafür kommen meist einfach, wenn ich ein Stück anschaue und überlege was daraus entstehen könnte und zum Teil von Kund*innen, mit denen ich gemeinsam das fertige Produkt erarbeite.

Gibt es auch Beispiele, wo du nach einer Idee für Kleidung etc. an der Umsetzung gescheitert bist?
    Skorpe: An der Umsetzung gescheitert würde ich nicht sagen, aber es gibt bestimmt Stücke, die anders geworden sind als anfangs geplant. Doch das ist für mich Teil des kreativen Prozesses.
Ein richtiges Beispiel habe ich nicht, da sich die Ideen beim Arbeitsprozess immer wieder etwas ändern. Das fertige Produkt in allen Einzelheiten habe ich meist noch gar nicht vor Augen beim Arbeitsbeginn.


Magst du an einem Fallbeispiel den Arbeitsprozess erklären, wie du von der Idee her bis zum fertigen Produkt vorgehst?
    Skorpe: Gerne. Zuerst schaue ich in einem Secondhand-Shop nach „neuen“ Sachen. Wenn ich mir ein Teil anschaue, habe ich größtenteils schon eine gewisse Vorstellung, was daraus entstehen könnte. Beispielsweise finde ich ein einfaches schwarzes Shirt. Das Shirt möchte ich chloren und bedrucken. Fürs Bedrucken benötige ich eine Schablone. Diese fertige ich aus Folie an, auf die ich mein Wunschmotiv gezeichnet habe und welches ich mit einem Skalpell ausschneide. Das Shirt chlore und wasche ich anschließend. Wenn es trocken ist, lege ich die Schablone auf die gewünschte Stelle und tupfe die Farbe mit einem Schwamm darauf. Sobald die Farbe trocken ist, bügle ich's,
nähe mein Etikett ran und fertig.

Hast du Tipps für effektives kreatives Arbeiten?
    Skorpe: Zum einen empfehle ich ein ruhiges Umfeld, einen Plan was den Tag über ansteht und viel Ruhe für mich selbst, sowie etwas, was mich antreibt, zum Beispiel meine Lieblingsmusik.

Was wären denn „Kreativitätskiller“?
    Skorpe: Stress und Druck sind die größten Kreativitätskiller, insbesondere nicht selbstgeschaffener Druck von außen, da dieser nicht einfach selbst abgebaut werden kann.

Fertigst du ausschließlich auf Nachfrage an oder hast du bereits Teile auf Vorrat gefertigt?
    Skorpe: Viele Teile habe ich auf Vorrat, da ich ja auch auf Märkten, Festivals und Konzerten unterwegs bin. Auftragsarbeiten mache ich aber am liebsten.

»Es sollten alle die Möglichkeit haben, sich meine Arbeit leisten zu können.«

Eine Alternative zum Neukauf von Stoffen ist das sogenannte Upcycling von Kleidung. Woher beziehst du deine Materialien?
    Skorpe: Die Materialien beziehe ich aus vielen Quellen. Menschen bringen mir Dinge vorbei, die sie nicht mehr brauchen. In Secondhandläden schaue ich ab und zu oder gehe z. B. In Fahrradläden oder Möbelhäusern und frage nach, ob sie Materialien übrig haben, die sonst weggeworfen werden würden.

Upcycling bedeutet aber nicht nur, mit Nadel und Faden zu arbeiten. Welche Varianten machst du dir noch zunutze?
    Skorpe: Da ich ja nicht nur Kleidung herstelle, sondern auch Schmuck und Kunst, nutze ich viele verschiedene Materialien und Werkzeuge, beispielsweise alte Fahrradschläuche und Reifen. Metallteile, Stoffreste und im Grunde alles, was ich finde, Abfall und verwertbar ist. Aber natürlich auch Acryl und Leinwände, Folien, Stifte, Papier und Farben zum Drucken.

Wie nachhaltig arbeitest du?
    Skorpe: Da die meisten Materialien, die ich nutze, gebraucht und meist sogar ungenutzt oder an sich unfunktional sind, arbeite ich im Grunde fast vollständig nachhaltig, da fast alles recycelt ist. Garn und Nadeln sind die Hauptverbrauchsgegenstände, die ich neu kaufe, um meine Arbeiten umzusetzen.

Bedeutet nachhaltig und fair auch gleich teuer?
    Skorpe: Nein, beim Upcycling Gedanken auf keinen Fall! Für mich persönlich ist es wichtig, dass es sich jede*r leisten kann. Es soll niemand ausgegrenzt werden, da es sonst nicht anders ist als in der Schule mit dem Markenzwang, dem man leider ausgesetzt war. Zwar habe ich auch schon das Argument gehört, es wäre zu billig, doch darauf kann ich nur sagen, dass ich schlichtweg meine Kunst und mein Handwerk möglichst vielen Menschen zugänglich machen möchte. Mir geht es hierbei nicht um eine Profitabsicht. Vielmehr möchte ich allen Leuten, die Bock darauf haben, ausgefallenere Stücke zu tragen, dabei unterstützen, sich so zu kleiden, dass sie sich wohlfühlen. Wenn ich auf Festivals oder Konzerten Stücke verkaufe, freue ich mich natürlich, wenn Leute Lust haben, mir mehr Geld zu geben – aber auf freiwilliger Basis, es sollten alle die Möglichkeit haben, sich meine Arbeit leisten zu können.

Was ist dein wichtigstes Werkzeug?
    Skorpe: Ich würde sagen, meine Kreativität und meine Hände sind die wichtigsten Werkzeuge.

DIY und Punk (oder andere Subkulturen) haben eine symbiotische Beziehung. Welche Besonderheit haben beide Komponenten für dich?
    Skorpe: Vom Grundgedanken kommt das eine ohne das andere tatsächlich nicht aus. Für mich geht es bei Punk viel um Support und Solidarität, auf allen Ebenen. Da gehört DIY für mich dazu – nicht nur stumpf zu konsumieren, sondern auch zu der Community etwas beizutragen, indem alle nach ihren Bedürfnissen und nach ihrem eigenen Können agieren. So gehe ich z. B. auf Konzerte, genieße die Musik und die in die Organisation fließende Arbeit und kann mit meiner Arbeit und meiner Kunst etwas zurückgeben.


Fußnote: